Bessere Infrastruktur durch Radler

STADTRADELN-APP liefert Verkehrsmengen für bessere Radverkehrsinfrastruktur

Über 1.400 Kommunen in Deutschland erhalten ab sofort Einblick in die Daten ihres lokalen Radverkehrs – wo fahren regelmäßig viele Menschen Rad, wo fließt der Verkehr und wo stockt der Verkehrsfluss. Möglich macht das die digitale Plattform des Forschungsprojektes Movebis, die heute online geht und eine Vielzahl an planerisch relevanten Daten in digitalen Verkehrskarten veranschaulicht.Der bedürfnisorientierte Ausbau der Radinfrastruktur stellt viele Kommunen vor Probleme, da häufig die Datengrundlage fehlt. Bestenfalls stehen vor Ort einige Zählstellen an den Hauptverkehrspunkten –häufig nicht mal das. „Die Ergebnisse des Forschungsprojektes Movebis erlauben es,den Radverkehrsplaner*innen in vielen deutschen Kommunen erstmals einen Blick auf die räumliche Verteilung und das Verhalten ihrer Radfahrer*innen zu werfen und damit wichtige Erkenntnisse für die weitere Planung zu gewinnen“, sagt der Verkehrsökologe Sven Lißner von der am Projekt beteiligten Technischen Universität Dresden.„Das Interesse bei den Kommunen war von Anfang an enorm“, sagt André Muno vom Städtenetzwerk Klima-Bündnis. Die von ihm geleitete weltgrößte Fahrradkampagne Stadtradeln“ mit inzwischen über einer halben Million Teilnehmenden lieferte die Datengrundlage für das Forschungsprojekt. Die Fahrradfahrten ließen sich dabei mit einer App aufzeichnen und die Tracks wurden anschließend anonymisiert der TU Dresden zur Auswertung übermittelt. Seit 2018 kamen so insgesamt 3,4 Millionen Streckenaufzeichnungen von mehr als 160.000 App-Nutzer*innen zusammen.„Die zur Verarbeitung der Tracks von uns entwickelte Plattform vereint innovative Algorithmen und moderne Visualisierungstechnologien und bringt die Digitalisierung der Radverkehrsplanung auf kommunaler Ebene einen wichtigen Schritt voran“,sagt Philipp Grubitzsch von der Professur für Rechnernetze der TU Dresden.Über die Plattform können Planer*innen zum Beispiel sehen,wo Radelnde wie lange an roten Ampeln stehen oder wo vermeintlich gut ausgebaute Radwege überraschenderweise gemieden werden. „Ein großartiges Resultat, anhand dessen Radinfrastruktur sich nun näher an den tatsächlichen Bedürfnissen der Radfahrenden verbessern lässt“, sagt AndréMuno.

Die Auswertung für Seeshaupt können Sie hier herunterlanden

Viele (Rad-)Wege führen ans Ziel

Ganz im Zeichen menschenfreundlicher Mobilität stand die Gemeinderatssitzung im Mai 2021 in Seeshaupt.

Bürgermeister Fritz Egold informierte über die Planungen des Staatlichen Bauamts Weilheim für einen straßenbegleitenden Radweg von Bernried Richtung Seeshaupt. Dieses interkommunale Projekt kann auch dank kooperativer Grundstückseigentümer*innen bereits in den nächsten Jahren realisiert werden. Und damit dieser Weg nicht im Nirgendwo endet, sollen Alltagsrouten auf Seeshaupter Flur nach Nußberg, Schmitten, Jenhausen und den Hauptort über bestehende und neu auszuweisende Fahrradstraßen angeschlossen werden.

Gleich anschließend berichteten Matthias Fladner (Leiter Dorfentwicklung) und Horst Dehnicke vom Winterprogramm der Dorfentwicklung und der ADFC-Ortsgruppe. Pandemiebedingt trafen sich an drei Sonntagen im Januar 2021 16 Radbegeisterte und planten im virtuellen Raum ihre Wunschradwege in und um Seeshaupt, genannt MAPathon. Erfreulich war die lebhafte Beteiligung, die intensive Auseinandersetzung und am Schluss die Erkenntnis, dass es im Hintergrund (Dorfentwicklungskonzept, Alltagsradroutenkonzept des Landkreises, Förderprogramme) schon zahlreiche Ansätze gibt, an denen zielstrebig weitergearbeitet werden kann, damit aus Wünschen Wirklichkeit wird. Zu diesem Zweck übergaben die beiden Vertreter der Mapathon-Teilnehmenden die Ergebnisse an den Bürgermeister, der die Initiative wohlwollend aufnahm und durch die teilnehmenden Gemeinderäte die Sache in guten Händen weiß.

Gemeinderat Andi Rilk, auch ein Teilnehmer des Mapathon, berichtete, dass er bei diesen Treffen gelernt habe, auf die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Radlergruppe zu achten, denn Alltagsradler*innen brauchen andere Wegeführungen als Freizeitradler*innen oder sportlich Ambitionierte. Auch die erfahrene Planerin Astrid Eggensberger wies im Gespräch nach der Sitzung darauf hin, dass die Voraussetzung einer nachhaltigen Veränderung des Mobilitätsverhaltens insbesondere die Verbesserung der Radinfrastruktur für Alltagsradler*innen ist. Nur wenn ich sicher, auf direktem Wege, mit möglichst wenig Steigung von zuhause zu meinem Arbeitsplatz komme, steige ich vom Kfz aufs Rad um.

Den verkehrspolitischen Reigen schloss dann der dritte Bürgermeister Armin Mell mit seinem Kurzbericht vom Nahverkehrskonzept des Landkreises Weilheim-schongau. Neben der umweltfreundlichen Nahverkehrsleistung des Radelns könne sich das Referat Verkehr ja zeitnah auch mit den Anforderungen und Angeboten im Rahmen des Öffentlichen Nahverkehrs für Seeshaupt auseinandersetzen.

Mehr zum Wunschradwegenetz im Handout oder der Langfassung – Viel Spaß auf den vielen (Rad-)Wegen.

RAD Test Breiter Wille Weg

Zwei Drittel der Radfahrenden wünschen sich breitere Wege zum Radeln in Seeshaupt

Fahrradklima-Test des ADFC zeigt Probleme beim Radverkehr in Seeshaupt auf

69 Prozent der Radfahrenden finden die Radwege, bzw. den Platz fürs Radl in Seeshaupt zu schmal. Dies zeigen die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) heute vorgestellt hat. 63 Prozent der Befragten geben zudem an, dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) berichtet, dass sie sich auf den fürs Radl vorgesehenen Straßen und Wegen in Seeshaupt unsicher fühlen.

Radeln in Seeshaupt macht mehr Spaß als Stress

Drei Viertel der Radfahrerinnen und Radfahrer (73 Prozent) finden, dass das Radfahren in Seeshaupt Spaß macht. 64 Prozent fühlen sich auf dem Rad als Verkehrsteilnehmer*in akzeptiert. Darüber hinaus sagen 63 Prozent der Radfahrenden, dass in Seeshaupt viel fürs Radfahren geworben wird und ebenso viele fühlen sich als Radler*innen sicher.

Kommt der Wille – Kommt der Weg

Besonders gefreut hat sich Norbert Hornauer, der den Test in Seeshaupt publik gemacht hat, über die zahlreichen individuellen Rückläufe der Umfrage. Schreibt ein*e Teilnehmer*in doch so treffend: „Wir brauchen in unserer Gemeinde, einem ganzjährig attraktiven und beliebtem Fremdenverkehrsort, endlich den ehrlichen politischen Willen, für die Einheimischen, sowie Radfahrer aus Nah und Fern, sichere, bequeme, komfortable Wege fürs Rad im Ort und aus diesem heraus anzulegen. Die immer größere Beliebtheit des Fahrrades als Fortbewegungsmittel in Alltag und Freizeit macht dies zwingend erforderlich.“ Gerne nehmen sich die ADFC-Mitglieder vor Ort und die Protagonisten der Dorfentwicklung unter Leitung von Matthias Fladner der Sache an und sind zuversichtlich auch die Infrastruktur für mehr Miteinander im Verkehr anstoßen zu können.

Hintergrund

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt und umfasst 27 Fragen. Bei der aktuellen Befragung wurden außerdem fünf Zusatzfragen zur Fahrrad-Situation während der Covid-19-Pandemie in den Städten gestellt. Zwischen September und November 2020 konnten Radfahrerinnen und Radfahrer ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Gemeinde abgeben. 2020 bewerteten 64 Menschen das Fahrradklima in Seeshaupt, deutschlandweit waren es rund 230.000.

Die Ergebnisse für Seeshaupt zeigen noch Aufholbedarf: 61 Prozent fühlen sich gefährdet, wenn sie im Mischverkehr mit Autos fahren müssen und 61 Prozent der Radfahrenden finden, dass die Oberflächen der Radwege in schlechtem Zustand sind.

Mit einer Gesamtbewertung der Radverkehrssituation von 3,65 belegt Seeshaupt deutschlandweit Platz 126 von 418 in der Kategorie kleiner 20.000 Einwohner*innen. Vergleichbare Städte wie Wettringen (1,96), Reken (2,10) und Rutesheim (2,22) schneiden deutlich besser ab. Dennoch ist Seeshaupt die einzige Gemeinde in ganz Bayern, die sich im Vergleich zum Fahrradklima-Test 2018 um 0,38 Noten stark verbessern konnte.

Bundes- und bayernweit bleibt das Fahrradklima weiterhin unbefriedigend und wird von den Befragten im Durchschnitt mit 3,9 bewertet. In Bayern sind 167 Städte und Gemeinden in die Wertung gekommen, deutlich mehr als im Jahr 2018 (86).

Sämtliche Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 gibt es auf https://fahrradklima-test.adfc.de/.

Und die Pressekonferenz des ADFC-Landesverbandes gibt es auf youtube: https://www.youtube.com/channel/UC8v-jxy78UUZLxr9fFm5jBA

Fahrradstraße – Was ist das?

Die Tutzinger Straße wird jetzt eine

Im Juli 2020 umrundeten mehrere Ortsgruppen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) den Starnberger See, um Vorzüge und Schwachstellen der sogenannten Fürstenseerunde aufzuspüren. Auch in Seeshaupt wurden sie vom Ersten Bürgermeister und Gemeinderäten auf dem Rad begleitet. Dabei kam die gewaltige Lücke im Radwegenetz vor Ort zur Sprache und Bürgermeister Fritz Egold deutete an, dass in der kürzlich an die Gemeinde übergebenen Tutzinger Straße nun mehr Sicherheit und Komfort für Radler möglich sei.

Nach zahlreichen Vorgesprächen präsentierte Andrea Wittkuhn vom Ordnungsamt der Gemeinde dem Referat Verkehr im Herbst die Idee Fahrradstraße. Für gut befunden beschloss dann im November der Gemeinderat die Tutzinger Straße von der Weilheimer Straße bis zum Abzweig nach Schloss Seeseiten in eine Fahrradstraße umzuwidmen und Kraftfahrzeuge und Krafträder mit berechtigten Anliegen nach wie vor einfahren zu lassen. Rechtzeitig vor der neuen Radlsaison wird der Bauhof jetzt die neuen Schilder montieren.

Aber was ist eine Fahrradstraße?

Eine Fahrradstraße ist eine ausdrücklich für Radfahrer*innen vorgesehene Straße. Hier haben sie Vorrang und dürfen nebeneinander fahren. Andere Fahrzeuge dürfen die Straße benutzen, wenn sie laut Zusatzschild zugelassen sind. Autos und Motorräder müssen sich dem Tempo des Radverkehrs anpassen. Als Höchstgeschwindigkeit gilt Tempo 30. Radfahrer dürfen weder gefährdet noch behindert werden. Wenn nötig, müssen Autofahrer die Geschwindigkeit weiter verringern.

Was dürfen Radfahrer*innen?

Sie dürfen nebeneinander fahren – das ist ausdrücklich erlaubt. Den Fußgängern gehören die Gehwege. Radelnde Kinder unter acht Jahren müssen auch in einer Fahrradstraße auf dem Gehweg fahren. Ihre erwachsenen Begleiter*innen dürfen diesen dann auch nutzen. Es gilt rechts vor links, wenn nichts anderes angeordnet ist.

Und die anderen Verkehrsteilnehmer*innen?

Zusätzliche Schilder, wie zum Beispiel „Anlieger frei“ oder „Pkw frei“, erlauben, die Straße zu befahren und die Parkplätze zu nutzen, aber Radfahrer haben Priorität. Ein Ziel ist auch, den motorisierten Durchgangsverkehr auf passendere Straßen zu lenken. Autos und Motorräder dürfen Radfahrer überholen, wenn ein Sicherheitsabstand von 1,50 Metern eingehalten werden kann. Bei fünf Meter Fahrbahnbreite können Autos Einzelradler auf der Gegenfahrspur überholen, wenn eine ausreichend lange Sicht gegeben ist und ohne Gegenverkehr. Die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h ist beim Überholvorgang und der Überholdauer zu berücksichtigen.

Gute Gründe für mehr Fahrradstraßen:

Lebensqualität – Fahrradstraßen sind leiser und gesünder. Weniger Lärm und Abgase bedeuten bessere Luft für alle und einen höheren Wohnwert in der Umgebung und mehr Genuss im Biergarten.

Sicherheit – Fahrradstraßen sind für die Radler*innen sicherer. Autos dürfen hier nur langsam und mit besonderer Rücksicht fahren. Und Radler*innen bleiben lieber auf der bequemen Straße und drängen sich sich nicht auf Gehwege oder Promenaden.

Entschleunigung – In Fahrradstraßen lässt es sich entspannter radeln, man darf sogar nebeneinander fahren.

Wertschätzung – Fahrradstraßen motivieren. Sie zeigen Radfahrer*innen, dass sie als Verkehrsteilnehmer anerkannt und wertgeschätzt werden.

Die erste Seehaupter Fahrradstraße kanalisiert den Freizeitradverkehr in Seeshaupt und ist ein guter Anfang die Radweglücken um den Fürstensee zu schließen. Sie gibt dem umweltverträglicheren Radverkehr deutlich Vorrang und setzt ein sichtbares Zeichen im Fahrrad-Netz für den Ort.

Fahrradstraßen – Für ein neues, sicheres Miteinander im Verkehr

Beeindruckendes Bürgerforum am 30.01.2015

Am 30. Januar 2015 hat das erste Bürgerforum in der Mehrzweckhalle in Seeshaupt stattgefunden. 180 Bürgerinnen und Bürger waren dabei, haben sich über den aktuellen Stand des Leitbildentwurfs informiert und an den Themeninseln tatkräftig gearbeitet.
Auswertung-150130

Auswertung Bürgerforum – DE Neuigkeiten – 2015-03_A4

Wie geht es weiter? Ausblick Prozess Dorfentwicklung

Protokoll_Bürgerforum-30-01-2015

Fotodokumentation – Wenn Sie die Bilder anklicken, dann werden diese in einer besseren Auflösung angezeigt. Und wenn Sie die Bilder abspeichern, dann können Sie fast jede Karte lesen.

Präsentationsunterlagen

Flyer „Entwurf Leitbild Seeshaupt“